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Aerodynamische Kräfte

Wenn sich ein Körper relativ zur Luft bewegt, dann übt er eine Kraft auf die Luft aus, und die Luft übt eine gleich­große Gegen­kraft auf den Körper aus (drittes Newtonsches Gesetz).

Die Komponente dieser Luftkraft in Richtung der anströmenden Luft nennt man den Luftwiderstand.

Die verbleibende Kompo­nente der Luftkraft ist senk­recht zu Anströmungs­richtung. Wenn sie in Gegen­richtung zum Gewicht des Körpers wirkt, dann wird sie als Auftrieb bezeichnet. Wegen dieses Auftriebs können Vögel, Flug­zeuge und auch Hub­schrauber fliegen.

Beobachtungen

Hält man eine Fläche in den Wind, etwa eine Hand oder ein Brett, dann spürt man unmittel­bar die Luft­kraft. Man kann dabei klar den genannten Wider­stand und den quer zum Wind wirkenden Auf­trieb erkennen. Beide hängen davon ab, wie die Fläche zum Wind geneigt ist.

Physikalische Erklärungen

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Luftkraft und insbesondere den Auf­trieb physikalisch zu erklären. Hier sollen drei angesprochen werden, von denen die letzte allerdings nicht akzeptabel ist.

Auftrieb durch Druckunterschied

Strömungs­geschwin­dig­keiten und Drücke in der Umgebung eines umströmten Körpers lassen sich messen. Es zeigt sich, daß der Druck auf der Rück­seite einer geneigten Fläche niedriger und auf der Vorder­seite höher als der Umgebungs­druck fern vom Körper ist.

Dieser Druck­unterschied multipliziert mit der Größe der angeströmten Fläche ist die Luftkraft bestehend aus Auftrieb und Wider­stand.

Auftrieb durch Impulsänderung

Wenn Luft auf eine zur Strömungs­richtung etwas angestellte Fläche trifft, dann ändert sich dabei der Impuls der Luft. Senkrecht zur ursprünglichen Richtung entsteht beobachtbar durch Umlenkung der Luft eine neue Impuls­komponente. Dies geht zu Lasten der Komponente in Anström­richtung und verringert sie.

Nach dem zweiten Newtonschen Gesetz ergibt sich dadurch senkrecht zur Anströmung die Auftriebskraft. Die Verringerung in Anström­richtung ergibt den Widerstand.

Auftrieb durch Unterschiede in der Umströmungsgeschwindigkeit

Häufig wird gesagt, Tragflächen von Flugzeugen hätten eine gewölbte Oberseite und eine ebene Unter­seite. Wenn nun Luft solch Profil anströmt, dann müsse sie entlang der konvexen Ober­seite schneller strömen als entlang der Unter­seite, damit sie trotz verschieden langer Wege gleich­zeitig die Hinter­kante des Profils erreiche.

Mit höherer Geschwindigkeit ist nach dem Gesetz von Bernoulli ist geringerer Druck verbunden. Dadurch entstünde eine Druck­differenz und somit die Auftriebs­kraft.

Diese Erklärung des Auf­triebs ist aus folgenden Gründen nicht haltbar.

Wölbung ist also nicht ent­scheidend für die Ent­stehung von Auftrieb.

Das Bernoulli-Gesetz sagt zwar zu Recht, je größer die Geschwin­dig­keit in einer Strömung ist, um so geringer ist der statische Druck darin. Es sagt aber nicht, ob die Geschwin­dig­keit die Ursache für den Druck oder der Druck die Ursache für die Geschwin­dig­keit ist.

Bei der Beschreibung der Auftriebs­entstehung wäre es deshalb – anders als bei diesem Erklärungs­versuch – sinnvoll zu sagen:

Ursache für eine erhöhte Geschwin­dig­keit ist ein Unter­druck auf der Rück­seite der umströmten Fläche, also in ihrem Wind­schatten, und als Folge davon strömt Luft zum Aus­gleich dorthin.
Diese hier genannte populäre dritte Erklärung des Auftriebs mag zwar beeindruckend klingen und wird deshalb wohl auch gern verwendet. Sie ist aber schlicht falsch.

© Günter Green
  6-Okt-2021

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