Ein Rätsel zur elementaren Informationstheorie

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Einleitung

Gegeben seien acht gleich­aus­sehende Gold­münzen. Eine von ihnen sei gefälscht und nur vergoldet. Sie ist etwas leichter als die anderen. Kann man mit einer einfachen Balken­waage durch zwei Wägungen her­aus­finden, welche die gefälschte Münze ist?

Herleitung

Man könnte zunächst denken, daß der Aus­wahl von einer aus acht Münzen einer Information von ld 8 = 3 bit ent­spräche und man dafür drei Wägungen benötigte, bei denen man für eine erste Wägung auf jede Waag­schale je vier Münzen legt. Die leichtere Vierer­gruppe könnte man dann für eine zweite Wägung in zwei Zweier­gruppen aufteilen. Schließlich wäre aber eine dritte Wägung nötig, um als der leichteren Zweier­gruppe die gesuchte leichtere Münze zu identifizieren. Zwei solcher Wägungen reichen also nicht.

Die obige Frage ist dennoch zu bejahen. Man legt zunächst je drei Münzen auf die beiden Waag­schalen, so daß zwei zurück­bleiben. Dadurch gibt es drei mögliche Ergebnisse:

Entweder sind beide Dreier­gruppen gleich­schwer. Dann ist die gefälschte Münze aus der zurück­gelegten Zweier­gruppe durch eine weitere Wägung zu erkennen.

Oder eine der Dreier­gruppen ist leichter als die andere. Dann legt man aus ihr eine Münze zurück. In einer zweiten Wägung mit je einer Münze in den Waag­schalen ist dann bei ungleichem Gewicht die gefälschte zu erkennen. Bei gleichem Gewicht ist jedoch die zurück­gelegte Münze gefälscht.

Theoretische Analyse

Der Unterschied zwischen beiden Verfahren besteht darin, daß im ersten Verfahren bei fortgesetzter Aufteilung in zwei gleichgroße Teil­mengen pro Wägung gemäß der Definition des Bit als Information nur genau ein Bit als Entscheidung zwischen zwei gleich­wahr­schein­lichen Möglich­keiten ermittelt wird. Zwei derartige Wägungen würden also nicht reichen, die falsche Münze zu identifizieren, da sie zusammen nur 2 bit statt erforderlicher 3 bit liefern.

Im zweiten Verfahren kann bei der ersten Wägung die leichtere Münze je mit der Wahrschein­lich­keit 3/8 in der einen oder der anderen Waag­schale oder mit der Wahr­schein­lich­keit 2/8 in keiner der beiden liegen.

Diese erste Wägung liefert dann die Information \begin{align} H_1 &= - \sum_{k=1}^3 p_k \log_2(p_k)\\ &=-\left(\frac{3}{8}\log_2\left(\frac{3}{8}\right) +\frac{3}{8}\log_2\left(\frac{3}{8}\right) +\frac{2}{8}\log_2\left(\frac{2}{8}\right)\right)\\ &=-\frac{1}{4}\left( \underbrace{\log_2(2)}_1 -\underbrace{\log_2(8)}_3+3\log_2(3) -3\underbrace{\log_2(8)}_3 \right)\\ &=\frac{1}{4} \left(11-3\log_2(3) \right) \end{align} Die anschließende zweite Wägung entscheidet mit der Wahr­schein­lich­keit 2/8 zwischen zwei Möglich­keiten und liefern dabei (2/8) · 1 bit an Information oder zweimal mit je der Wahr­schein­lich­keit (3/8) zwischen drei Möglich­keiten. Das ergibt eine Information von 2 · (3/8) ld(3) bit. Die zweite Wägung ergibt also insgesamt die Information \begin{align} H_2 &= \frac{2}{8}\log_2(2) + 2\cdot \frac{3}{8}\log_2(3)\\ &= \frac{1}{4}\left(1+3\log_2(3)\right). \end{align} Durch die erste und die zweite Wägung erhält man als Summe also \begin{align} H &= H_1+H_2\\ &=\frac{1}{4}\left((11+1) - 3\log_2(3) +3\log_2(3)\right)\\ &=3\text{ bit}. \end{align}

Ergebnis:

Zur Ermittlung einer leichteren aus acht sonst gleichen Münzen reichen zwei Wägungen mit einer Balken­waage, wenn dabei genau die Menge an Infor­ma­tion, nämlich 3 bit, gewonnen wird wie bei drei Wägungen von je zwei gleich­großen Teil­mengen.

© Günter Green
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 15-Mai-2023
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