Tagesdauer

Dieser Text ist in Bearbeitung.

Mit Tages­dauer ist die Zeit inner­halb von 24 h gemeint, in der die Sonne über dem Horizont steht. Dabei sei hier ver­ein­fachend angenommen, daß die sich Sonne als punkt­förmige Licht­quelle in einem Abstand von der Erde befindet, der sehr viel größer als der Erd­radius ist. Die Erd­atmo­sphäre habe keinen Einfluß auf die Licht­aus­breitung. Die Erde sei eine perfekte Kugel. Die sonnen­beschienene Halb­kugel wird dann begrenzt durch einen Groß­kreis, den Terminator.

Wann die Sonne auf der Erde auf- und untergeht, hängt bekannter­maßen von der Jahres­zeit und von der geo­gra­fischen Breite ab. Das soll hier quantitativ unter­sucht werden. Dazu wird für einen Breiten­kreis der geo­gra­fischen Breite \(\beta\) berechnet, in welchem geo­gra­fischen Längen­abstand \(\lambda\) vom höch­sten Sonnen­stand die Sonne auf- bzw. unter­geht. Bei einer Rotations­rate der Erde von 15 Grad pro Stunde ergibt sich daraus die Länge des lichten Tages.

Die Tages­dauer ergibt sich breiten­abhängig damit geo­metrisch aus den Schnitt­punkten der Breiten­kreise mit dem Terminator, also dem Tages­grenz­kreis, an denen die Sonne auf- bzw. unter­geht. Diese Schnitt­punkte werden hier berechnet.

Als Grundlage dient dazu ein recht­winkliges Koor­dinaten­system mit der Ebene der Ekliptik als \(x,y\)-Ebene. In diesem System ist die Erd­achse um einen Winkel  \(\gamma=\)23.44\(^\circ\) gegen die \(z–\text{Achse}\) geneigt und zwar zur Mitt­sommer­zeit zur Sonne hin, zur Mitt­winter­zeit zur Gegen­seite. Die Erd­achse wandert während eines Jahres auf einem Kegel­mantel um die \(z\)-Achse. Die \(x\)-Achse sei in Richtung zur Sonne ausgerichtet. Der Terminator schneidet jeden Breiten­kreis deshalb bei \(x=\text{0}\), also in der \(y,z\)-Ebene.

Aus der Rotations­geschwindigkeit der Erde von 360\(^\circ\) in 24 Stunden ergibt sich aus der Differenz der Schnitt­punkte die Dauer des lichten Tages oder – kom­plementär dazu – die Länge der Nacht.

Wäre die Erd­achse nicht geneigt sondern hätte die Richtung der \(z\)-Achse, dann wäre ein geo­grafischer Breiten­kreis bei einem Erd­radius \(R\) gegeben durch \[ \vec{B}_0=R\begin{pmatrix}\cos\beta\cos\lambda\\\cos\beta\sin\lambda\\\sin\beta\end{pmatrix}. \] Bei der tatsächlichen Neigung um den Winkel \(\gamma\) wird ein Breiten­kreis zu \begin{align} &\vec{B}≡\begin{pmatrix}B_x\\B_y\\B_z\end{pmatrix} = D_z(\tau)\cdot D_y(\gamma)\cdot D_z(-\tau) \cdot\vec{B}_0 \\ &= R\underbrace{ \begin{pmatrix}\cos\tau&-\sin\tau&0\\\sin\tau&\cos\tau&0\\0&0&1\end{pmatrix}} _{D_z(\tau)}\cdot \underbrace{\begin{pmatrix}\cos\gamma& 0&-\sin\gamma\\0&1&0\\ \sin\gamma& 0&\cos\gamma\end{pmatrix}}_{D_y(\gamma)} \\ &  \cdot\underbrace{\begin{pmatrix}\cos\tau&\sin\tau&0 \\-\sin\tau&\cos\tau&0\\0&0&1\end{pmatrix}} _{D_z(-\tau)} \cdot \underbrace{\begin{pmatrix}\cos\beta\cos\lambda\\ \cos\beta \sin\lambda\\\sin\beta\end{pmatrix}}_{\vec{B}_0/R} \end{align}

Die Tages­grenzen liegen bei \(x=0\). Ent­sprechend ergibt sich für die \(x\)-Kom­po­nente eine Gleichung für \(\lambda\): \begin{align} B_x=&-\cos\tau\sin\beta\sin\gamma\\&-\cos\beta{~\color {magenta}\sin\lambda} \cos\tau\sin\tau\left(1-\cos\gamma \right)\\ &+\cos\beta{\,\color {green}\cos\lambda}\left(\cos\gamma +\sin^2\tau(1-\cos\gamma) \right)\\ &=0. \end{align} Die arctan-Funktion hat immer zwei Werte \(\lambda\), die sich um 180° unter­scheiden. Die Tages­grenzen liegen sich deshalb wie für den Äquator erwartet genau gegen­über, so daß Tag und Nacht dort ganz­jährig (also unabhängig von \(\tau\)) je zwölf Stunden dauern.

TEST ------------------ . . . . . . . . . . . . vorige Berechnung:

mit \(c\tau≡ \cos\tau, s\tau≡\sin\tau\) (und entsprechend bei anderen Winkeln)

\begin{align} \tilde{B}/R&=D_z (\tau)\cdot D_y(\gamma)\cdot D_z(-\tau)\cdot\vec{B}_0/R\\ &= \underbrace{ \begin{pmatrix} c\tau&-s\tau&0\\s\tau&c\tau&0\\0&0&1\end{pmatrix}} % Erläuterung _{D_z(\tau)} \underbrace{\begin{pmatrix}c\gamma&0&-s\gamma\\ 0&1&0\\s\gamma&0&c\gamma\end{pmatrix}}_{D_y(\gamma)} \underbrace{ \begin{pmatrix}c\tau&s\tau&0\\ -s\tau&c\tau&0\\0&0&1\end{pmatrix}} % Erläuterung _{D_z(-\tau)} \underbrace{\begin{pmatrix}c\beta {\color {green}c\lambda}\\c\beta {\color {magenta}s\lambda}\\s\beta\end{pmatrix}}_{\vec{B}_0(\lambda)}\\ \end{align}

Teilprodukte: \begin{align} D_z(-\tau)\cdot\tilde{B}/R &= \begin{pmatrix} c\tau c\beta {\color {green}c\lambda} +s\tau c\beta {\color {magenta}s\lambda} \\ -s\tau c\beta {\color {green}c\lambda} +c\tau c\beta {\color {magenta}s\lambda}\\ s\beta\end{pmatrix} \\ D_y(\gamma)\cdot D_z(-\tau)\cdot\tilde{B}/R &=\begin{pmatrix} c\gamma c\tau c\beta {\color {green}c\lambda} + c\gamma s\tau c\beta {\color {magenta}s\lambda} -s\gamma s\beta\\ -s\tau c\beta {\color {green}c\lambda} +c\tau c\beta {\color {magenta}s\lambda}\\ s\beta\\ \end{pmatrix}\\ D_z(\tau)\cdot D_y(\gamma)\cdot D_z(-\tau)\cdot\tilde{B}/R &= \begin{pmatrix} c\gamma c\tau^2 c\beta {\color {green}c\lambda} + c\gamma c\tau s\tau c\beta {\color {magenta}s\lambda} -c\tau s\gamma s\beta\\[-2ex] \hspace{-6em}-s\tau^2 c\beta {\color {green}c\lambda} +s\tau c\tau c\beta {\color {magenta}s\lambda}\\ \tilde{B}_y\\\tilde{B}_z \end{pmatrix}\\ \end{align}

\[ \begin{align} \tilde{B_x}/R=&+c\tau^2 c\beta c\gamma {\color {green}c\lambda} +c\gamma c\tau s\tau c\beta {\color {magenta}s\lambda} -c\tau^2 s\tau c\beta {\color {green}c\lambda}\\ & -c\tau s\tau c\beta c\gamma {\color {green}c\lambda}+s\gamma^2 c\beta\\ &-s\tau c\beta {\color {green}c\lambda} +c\tau c\beta {\color {magenta}s\lambda}. \end{align} \]

Mit voriger Rechnung zu vergleichen! ........................

Der Äquator ist ein Großkreis. Unabhängig von seiner Aus­richtung wird er vom Terminator, einem zweiten Großkreis, immer genau zweimal an gegen­über­liegenden Punkten geschnitten. Das bietet eine günstige Gelegen­heit, die Rechnungen zu erproben. Am Äquator mit \(c\beta≡\cos\beta=1\) ist \begin{align} \tilde{B}_x/R=c\tau^2 c\gamma {\color {green}c\lambda} + c\tau s\tau {\color {magenta}s\lambda} -c\tau^2 s\tau {\color {green}c\lambda}\\ -c\tau s\tau c\gamma {\color {green}c\lambda} + s\gamma^2 - s\tau {\color {green}c\lambda} +c\tau {\color {magenta}s\lambda}. \label{Tagesgrenzen} \end{align} Die Gleichung \( B_x=0\), die an den Tages­grenzen gilt, hat die Form \[ A\cos\lambda +B\sin\lambda +C=0 \] Ihre Lösung ist von der Art \(\arctan(\text{const})\) und wiederholt sich in Abständen \(\pi\), so daß die Tages­grenzen sich immer genau gegen­über­liegen. Tag und Nacht dauern damit der Anschauung entsprechend je zwölf Stunden.

Mit \( {\color {magenta}s\lambda}=\sqrt{1-{\color {green}c\lambda}^2}\) führt \( B_x=0\) auf eine quadratische Gleichung für die Position \(\lambda\) der Tagesgrenzen, womit dann die Tagesdauer auch bei anderen geo­gra­fischen Breiten berechnet werden kann.

Zur Mittsommerzeit, also bei \(\tau=0, c\tau=1, s\tau=0\) sind auf der Nord­halbkugel bei allen Breiten die längsten Tage zu erwarten. Für die Breitenkreise gilt dann \[ \tilde{\vec{B}} = D_y(\gamma)\cdot\vec{B}_0. \] und die ursprüngliche Gleichung \(B_x=0\) für die Tages­grenzen ver­einfacht sich dann auf \[ \cos\lambda=\tan\beta \tan\gamma \] oder schließlich wie in der folgenden Zeichnung (in Stunden) dargestellt \[ \lambda(\beta)=\arccos(\tan\gamma \tan\beta). \]

tdauer.png
Die Zeichnung zeigt an der Äquator­breite \(\beta=0°\) eine Tageslänge von zwölf Stunden. Zu den Polen hin nimmt sie bis zu den Polar­kreisen bei \(\beta=\pm 66.56°\) ab. Jenseits davon gibt es zur Mittsommer­zeit keine Tages­grenzen mehr, und die Tagesdauer­kurve endet dort.
\begin{align} \end{align} TESTENDE

Hierbei ermöglicht die Ähnlich­keits­trans­formation \(D_z(\gamma) \ldots D_z(-\gamma)\) die Achs­neigung durch eine einzige Drehung \(D_y(\gamma)\) um die \(y\)-Achse auszudrücken.

Der Terminator ist ein Großkreis bei \(x=0\). In den Schnitt­punkten mit dem Terminator ist deshalb auch die \(x\)-Komponente des Breiten­kreises \(\vec{B}\) gleich Null. Daraus ergibt sich für einen Breiten­kreis bei der Breite \(\beta\) eine nichtlineare Gleichung für die Winkel­differenz \(\lambda\) zum Mittag als \begin{align} &\underbrace{\cos\tau\cos\gamma\cos\beta}_A~{\color{green}\cos\lambda}\\ &- \underbrace{\cos\tau\sin\gamma\sin\beta}_B\\ &-\underbrace{\sin\tau\cos\beta}_C~{\color {magenta}\sin\lambda} =0. \label{eq:xx3} \end{align} Sie wird mit \(\sin\lambda = \sqrt{1-\cos^2\lambda}\) zu der quadratischen Gleichung für \(\cos\lambda\) \[ \cos^2\lambda -2\,\frac{AB}{A^2+C^2}\,\cos\lambda + \frac{B^2-C^2}{A^2+C^2}=0 \label{eq:xx4} \] mit der Lösung \begin{align} &\cos\lambda(\tau,\gamma,\beta) = \frac{AB}{A^2+C^2}\\ &\pm\sqrt{\left(\frac{AB}{A^2+C^2}\right)^2 - \frac{B^2-C^2}{A^2+C^2} }. \label{eq:clambda} \end{align} Darin ist \(0 \lt\tau\lt \) 360\(^\circ\) der Zeit­punkt im Jahr relativ zur Sommer­sonnen­wende.

Die Gleichung und ihre Lösungen sollen in Spezial­fällen überprüft werden.

Zur Zeit der Sonnen­wenden, also im Sommer bei \(\cos\tau=1\) und im Winter bei \(\cos\tau=-1\) ist \(\sin\tau=0\). Die Gleichung für \(\cos\lambda\) ver­einfacht sich damit zu \[ \cos\lambda=\frac{B}{A}=\tan\gamma\tan\beta \label{eq:lambda1} \] mit den Lösungen als Längen­differenz zum Mittags­meridian \[ \lambda(\gamma,\beta) = \pm\arccos\left(\tan\gamma\tan\beta\right). \label{eq:lambdaSW} \] Die beiden Vorzeichen ergeben sich wegen der Mehr­deutig­keit der arccos-Funktion.

Nord- und Südpol:

An den Polen ist die Breite \(\beta=\pm 90°\) und damit \(\cos\beta=0\), so daß \(A=C=0, B=\mp \cos\tau\sin\gamma\) wird. Die Gleichung für \(\cos\lambda\) entartet damit zu \(\cos\tau\sin\gamma=0\). Nur genau zur Mittsommer- oder zur Mittwinterzeit (\(\tau=\pm90°\)) liegen die Pole dann also auf dem Terminator und zwar unabhängig von der Tageszeit.

Polarkreise:

Diese \(\lambda\)-Gleichung hat keine Lösung mehr, sobald \(\tan\gamma\tan\beta \ge 1\) wird. Das ist der Fall ab \(\tan\beta=1/\tan\gamma\), also ab den Breiten mit \(|\beta|\ge66.56°\). Diese Breitenkreise, die deshalb von keinem Terminator mehr geschnitten werden, heißen Polarkreise.

Äquator:

Mit der geografischen Breite des Äquators \(\beta=0\) ist \(\cos\beta=1\) und \(\sin\beta=0\). Die Koeffizienten in der Differentialgleichung für \(\cos\lambda\) werden zu \(A=\cos\tau\cos\gamma, B=0, C=-\sin\tau\). Die Gleichung ver­einfacht sich damit zu \[\cos^2\lambda =\frac{C^2}{A^2+C^2} =\frac{1}{\displaystyle\frac{\cos^2\tau\cos^2\gamma}{\sin^2\tau}+1}<1 \]

Wendekreise:

Zwischen dem Äquator und den Polar­kreisen liegen die beiden Wende­kreise, der nördliche bei der geo­gra­fischen Breite \(\beta\) mit \(\beta_\text{N} = (90°-\gamma)= 23.44°\) und der südliche bei \(\beta_\text{S} =-90°+\gamma = -23.44°\). Dementsprechend gilt dort \begin{align} \cos\beta_{N,S}&=\sin\gamma\\ \sin\beta_N&=\cos\gamma\\ \sin\beta_S &= -\cos\gamma \end{align} Auf den Wende­kreisen erreicht die Sonne einmal im Jahr einen Höchst­stand senkrecht zum Horizont. Das ist der Fall zur jeweiligen Mitt­sommerzeit, also bei \(\tau=0°\text{ bzw. }180°\).

Gemessen wird, daß die Tageslänge auf den Wende­kreisen zwischen 10.5 h und 13.5 h beträgt. Läßt sich das theoretisch bestätigen?

Die oben genannten Koeffizienten der quadratischen \(\lambda\)-Gleichung werden an den Wende­kreis­breiten zu \begin{align} A&=\cos\tau\cos\beta\sin\beta\\ &= \cos\tau\cos\gamma\sin\gamma\\ &= 0.365\text{ bzw. }-0.365\\ B&=-\cos\tau\cos\beta\sin\beta\\ &= -\cos\tau \sin\gamma\cos\gamma=-A\\ C&= -\sin\tau\cos\beta\\&=-\sin\tau\sin\gamma\\&= -0.3978\text{ bzw. }+0.3978 \end{align} Die beiden Zahlen­werte gelten im Mittsommer (\(\cos\tau=1\)) bzw. im Mittwinter (\(\cos\tau=-1\)). Damit gilt an den Schnitt­punkten mit dem Terminator \begin{align} AB&=-\cos^2\gamma\sin^2\gamma\\&=-1.332\\ B^2-C^2&= \sin^2\gamma(\cos^2\gamma-1)\\ &=-\sin^4\gamma=-0.02504\\ A^2+C^2&=\sin^2\gamma\left(\cos^2\gamma +1 \right)\\&=0.3932\\ \frac{AB}{A^2+C^2}&=\frac{-(\cos\gamma\sin\gamma)^2} {\sin^2\gamma\left(1-\sin^2\gamma\right)}\\&=-1, \end{align} so daß für Sonnenauf- und -untergang gilt \begin{align} \cos\lambda &= \frac{AB}{A^2+C^2} \left(1\pm\sqrt{1-\frac{(B^2-C^2)(A^2+C^2) }{A^2B^2 }}\right)\\ &=-1\pm \sqrt{\frac{2}{1+\cos^2\gamma}} \end{align} Mit der Neigung der Erd­achse um \(\gamma = 23.44°\) wird damit \begin{align} \cos\lambda &= -0.1611\\ \to \lambda&=99.27° \equiv 6.62\text{ h}. \end{align} Um diese Dauer weichen Sonnenauf- und -untergang von der Mittags­zeit ab. Der Tag dauert damit 13.24 h. Dieser Wert liegt nahe bei dem Meßwert von 13.5 h.
Was aber ist mit dem zweiten Meßwert von 10.5 h?
Dies allles muß noch überprüft, mit den Messungen verglichen und inter­pretiert werden.

Während der Tag-Nacht-Gleiche gilt \(\cos\tau=0\), \(\sin\tau\pm1\) und damit \(A=0, B=0\) und \(C=\pm\cos\beta\), so daß aus der ersten obigen Gleichung (außer an den Polen bei \(\cos\beta=0\)) wie auch aus ihrer Lösung \(\cos\lambda(\tau,\gamma,\beta)\) folgt \begin{align} &\sin\lambda=0, \cos\lambda=\pm1 \\&\text{und also } \lambda=0,\pm180^\circ. \end{align}

Wäre die Erdachse nicht geneigt, also \(\gamma=0\), dann wäre \(A=\cos\tau\cos\beta\), \(B=0\) und \(C=\sin\beta\cos\beta\). Die quadra­tische Gleichung für \(\lambda\) lautet damit dann \(\cos^2\lambda =\sin^2\tau\), und die \(x\)-Komponente der Grund­gleichungen wäre bereits reduziert auf \(\tan\lambda = 1/\tan\tau\). Mit Hilfe einer über \(\tau\) jahreszeit­abhängigen Ähnlichkeits­transformation \((D_z(-\tau) \ldots D_z(\tau))\) kann die Neigung der Erd­achse durch eine einfache Drehung \(D_y(\gamma)\) um die \(y\)-Achse berücksichtigt werden. Ein Punkt bei der geo­grafischen Breite \(\beta\) und der Länge \(\lambda\) erhält durch die Folge dieser drei Drehungen die neuen Koordinaten \begin{align} \vec{BK} &= D_z(\tau)\cdot D_y(\gamma)\cdot D_z(-\tau)\cdot \begin{pmatrix}\cos\beta\cos\lambda\\\cos\beta\sin\lambda\\\sin\beta \end{pmatrix}\nonumber\\ &= \begin{pmatrix}\cos\tau&-\sin\tau&0\\\sin\tau&\cos\tau&0\\0&0&1\end{pmatrix}\cdot \begin{pmatrix}\cos\gamma & 0&-\sin\gamma\\0&1&0\\\sin\gamma& 0&\cos\gamma\end{pmatrix}\\ & \cdot\begin{pmatrix}\cos\tau&\sin\tau&0\\-\sin\tau&\cos\tau&0\\0&0&1\end{pmatrix} % \cdot\begin{pmatrix}\cos\beta\cos\lambda\\\cos\beta\sin\lambda\\\sin\beta \end{pmatrix} \nonumber\\ &= \begin{pmatrix} -\cos\tau\sin\beta\sin\gamma-\cos\beta{~\color {magenta}\sin\lambda} \cos\tau\sin\tau\left(1-\cos\gamma \right)\\ %~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ +\cos\beta{\,\color {green}\cos\lambda}\left(\cos\gamma +\sin^2\tau(1-\cos\gamma) \right)\\[1ex] % -\sin\beta\sin\gamma\sin\tau +\cos\beta{\,\color {magenta}\sin\lambda}\left(\cos^2\tau+\cos\gamma\sin^2\tau \right)\\[1ex] % \cos\gamma\sin\beta + \cos\beta{\,\color {green}\cos\lambda}\cos\tau\sin\gamma +\cos\beta\sin\gamma{\,\color {magenta}\sin\lambda}\sin\tau \end{pmatrix} \end{align} Ein Schnitt mit dem Terminator bei \(x=0\) für \(\lambda\) auf die nichtlineare Gleichung der Form \[ A\cos\lambda - B - C\sin\lambda =0 \label{eq:BKneuspez} \] mit \begin{align} A &= \cos\beta\left(\cos\gamma+\sin^2\tau(1-\cos\gamma)\right)\label{eq:Aneu}\\ B &= \cos\tau\sin\beta\sin\gamma\\ C &= \cos\beta\cos\tau\sin\tau(1-\cos\gamma)\\ &= \cos\beta\;\frac{\sin(2\tau)}{2}\left(1-\cos\gamma\right) \label{eq:Cneu} \end{align} Sie hat die Lösung (nach WolframAlpha) \[ %\lambda = \arctan\left(\frac{\pm C\sqrt{A^2-B^2+C^2} + AB}{A^2+C^2}\right) \lambda = 2\arctan\left(\frac{\pm\sqrt{A^2-B^2+C^2} - C }{A+B} \right) \label{eq:clambdaneu} \] Wäre die Erdachse nicht geneigt, also \(\gamma=0\), dann wäre \(B=C=0\) und demzufolge nach der dritten der neuen Ausgangs­gleichungen jetzt \(\lambda=2\arctan(1)= \pm90^\circ\). Tag und Nacht dauerten dann wie erwartet je zwölf Stunden.

Zu den Sonnenwende­zeiten, also bei \(\tau=0\) (Sommer) oder \(\tau=180°\) (Winter), ist \begin{align} \cos\tau&=\pm1, \sin\tau=0,\\ A&=\cos\beta\cos\gamma,\\ B&=\pm\sin\beta\sin\gamma. \end{align} Damit ist breiten­abhängig \begin{align} \cos\lambda &= \pm2\arctan\sqrt{\frac{A\mp B}{A\pm B}}\\ &= \pm2\arctan\sqrt{\frac{1\mp\tan\beta\tan\gamma}{1\pm\tan\beta\tan\gamma}}. %= \pm2\arctan\sqrt{0.4739}. \end{align} Z. B. in Hamburg bei der Breite \(\beta=53.6^\circ\) ergibt sich damit für die Tages­länge \begin{align} \lambda&=\pm53.98^\circ\to\\ & 7.19 \text{ h }(\text{Winter) bzw.}\\ & 16.8\text{ h } (\text{Sommer}). \end{align} Das sind 23 bzw. 9 Minuten weniger als die gemessenen Werte 7.57 h bzw. 16.95 h. Dies könnte als atmo­sphä­rischer Aus­breitungs­effekt gedeutet werden. Die folgende Abbildung zeigt den vollständigen Verlauf der Tages­dauer in Hamburg gemäß der obigen Gleichung für \(\lambda(A,B,C)\) während eines gesamten Jahres.

Abb2.jpg

Zur Zeit der Tag-Nacht-Gleiche, also bei \(\cos\tau=0\) und \(\sin\tau=\pm1\) ist ebenso \(B= C=0\) und \(\lambda=90^\circ\). Damit liefert die neue \(\lambda\)-Gleichung anders als die frühere Gleichung jetzt wie zu erwarten für Tag wie Nacht bei allen geo­grafischen Breiten \(\beta\) je zwölf Stunden Dauer.

Am Äquator, also bei \(\beta=0\), ist \(B=0\) und für die geo­grafische Längen­differenz der Tagesgrenze zum Mittags­meridian folgt damit oder direkt aus der \(x\)-Kompo­nente der Grund­gleichungen \begin{align} &\tan\lambda_\text{Äquator} =-\frac{A}{C}\\ &=-\frac{\cos\gamma+\sin^2\tau(1-\cos\gamma)}{\cos\tau\sin\tau(1-\cos\gamma)}. \label{eq:Ae3} \end{align} Mit \(\lambda_\text{Äquator}=\arctan\left(-A/C\right)\) liegt auch auf der Gegenseite bei \(\lambda_\text{Äquator}+180^\circ\), also zwölf Stunden davon entfernt, ein Äquator­punkt auf dem Terminator. Tag und Nacht dauern dort damit also erfahrungs­gemäß immer je zwölf Stunden.

Nord- und Südpol werden in der modifizierte Vektor­gleichung für \(\vec{BK}\) wegen \(\cos\beta=0\) zu \[ N,P = \begin{pmatrix}\mp\cos\tau\sin\gamma\\ \mp \sin\tau\sin\gamma\\ \pm\cos\gamma\end{pmatrix}. \] Ein Pol liegt also genau dann auf dem Tages­grenz­großkreis, wenn \(\cos\tau=0\), d. h. \(\tau=\pm90^\circ\) ist. Sonnenauf- bzw. -untergang liegen um ein Vierteljahr gegenüber dem sommer­lichen Höchst­stand der Sonne versetzt. An den Polen gibt es also keine täglichen Auf- und Unter­gänge sondern nur je einen pro Jahr und zwar zur Zeit der Tag-Nacht-Gleiche in den anderen Breiten.

Anhang

Rechenregeln

Drehungen

Rechts­drehungen erhält man, indem man den Drehwinkel negativ wählt.

tangens-Funktion

\begin{align} \tan(x) &= \frac{\sin(x)}{\cos(x)}\\ \cot(x) &= \frac{\cos(x)}{\sin(x}\\ & = \frac{1}{\tan(x)} = \tan(90°-x)\\ \tan(x) &=\frac{1}{\cot(x)}\\ \arctan(\tan(x)) &=x\\ \arctan\left(\frac{1}{\tan(x)} \right)&= 90^\circ-x\\ \arctan\left(\frac{-1}{\tan(x)} \right)&= 90^\circ+x \end{align}

Mehrwinkelformeln

\begin{align} \cos(2x) &= \cos^2(x)-\sin^2(x)\\ \sin(2x) &= 2\sin(x)\cos(x)\\ \cos(x\pm y) &= \cos(x)\cos(y)\mp\sin(x)\sin(y)\\ \sin(x\pm y) &= \sin(x)\cos(y)\pm\cos(x)\sin(y) \end{align}

© Günter Green
 13-Okt-2021

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