Gravitationspotential einer Kugel

Dieses Thema ist noch in Arbeit.

Es soll das Potential einer homogenen Kugel des Radius \(R\) und der Masse \(M\) berechnet werden.

Vorübungen

1) Die Fläche eines Kreises mit dem Radius \(R_f\) läßt sich mit dem infinitesimalen Flächenelement \(\text{ d}F = r \text{ d}\varphi\text{ d}r\) berechnen als \[ F_\text{Kreis} = \underbrace{\int\limits_0^{R_f} \underbrace{\int\limits_{-\pi}^\pi r \text{ d}\varphi}_{2\pi R_f r} \text{ d}r} _{2\pi R_f^2/2} = \pi R_f^2. \] 2) Volumen einer Kugel mit dem Radius \(R\): Hier ist als infinitesimales Volumen­element \(\text{ d}V = r^2 \sin\vartheta\text{ d}\vartheta\text{ d}\varphi\text{ d}r\) zu verwenden, womit folgt \begin{align} V_\text{Kugel} &= \underbrace{\int\limits\limits_0^R \underbrace{\int\limits_{-\pi}^\pi \underbrace{\int\limits_0^\pi r^2\sin\vartheta\text{ d}\vartheta}_{-r^2[\cos\vartheta]_0^\pi=2r^2} \text{ d} \varphi}_{4\pi r^2} \text{ d}r} _{\frac{R^3}{3}\,4\pi}\\ &= {\frac{4\pi}{3}R^3}. \end{align} 3) Das Potential einer Kreisfläche des Radius \(R_f\) mit homogener Massen­flächen­dichte \[ \mu_f = \frac{M}{\pi R^2_f} \] als Schnitt einer Kugel bei \(\vartheta=\vartheta_0\) ist am Meßort \(\vec{z}=\begin{pmatrix}0\\0\\z\end{pmatrix}\) gleich \[ \Phi_\text{Kreis}(z) = \int\limits_0^{R_f} \int\limits_{-\pi}^\pi \frac{G\mu_f}{\varrho(z)}\, r \cos\varphi\text{ d}\varphi \text{ d}r. \] Mit dem Abstand \begin{align} \varrho(z)&={\sqrt{(z-R_f\sin\vartheta_0)^2+(R_f\cos\vartheta_0)^2}}\\ &=\sqrt{z^2-2zR_f\sin\vartheta_0+R_f^2} \end{align} wird es \begin{align} \Phi_\text{Kreis}(z)\\ &= \int\limits_0^{R_f} \int\limits_{-\pi}^\pi \frac{G\mu_f}{\sqrt{z^2-2zR_f\sin\vartheta_0+R_f^2}}\, r \cos\varphi\text{ d}\varphi\text{ d}r\\ &=\frac{GM }{\sqrt{z^2-2zR_f\sin\vartheta_0+R_{f}^2} }. \end{align} Spezielle Fälle:

Das Potential außerhalb einer Kugel mit homogener Massendichte

\[ \mu_v=\frac{M}{\displaystyle\frac{4\pi}{3}R^3} \] ergibt sich folgendermaßen:
Ein Meßort \(\vec{z}=\begin{pmatrix}0\\0\\z\end{pmatrix}\) hat von einem Punkt \(\vec{x_k} = R\begin{pmatrix}\sin\vartheta\cos\varphi\\\sin\vartheta\sin\varphi\\\cos\vartheta \end{pmatrix} \) in der Kugel den Abstand \begin{align} \varrho(z)&=|\vec{z}-\vec{x_K}|\\ &={\sqrt{(z-R\cos\vartheta)^2+(R\sin\vartheta)^2}}\\ &=\sqrt{z^2-2zR\cos\vartheta+R^2}. \end{align} Damit wird das Potential \begin{align} &\Phi_\text{Kugel}(z) \\ &= \int\limits_0^R \int\limits_0^\pi \int\limits_0^{2\pi} \frac{G\mu_v}{\sqrt{z^2-2zR\cos\vartheta+R^2}}\, r^2\sin\vartheta \text{ d}\varphi\text{ d}\vartheta \text{ d}r\\ &= 2\pi\int\limits_0^\pi \int\limits_0^R \frac{G\mu_v}{\sqrt{z^2-2zR\cos\vartheta+R^2}}\,r^2\sin\vartheta \text{ d}r \text{ d}\vartheta\\ &=2\pi \int\limits_0^\pi\frac{G\mu_v}{\sqrt{z^2-2zR\cos\vartheta+R^2}} \frac{R^3}{3}\,\sin\vartheta\text{ d} \vartheta\\ &=%\frac{2\pi R^3G\mu_v}{3}\int\limits_0^\pi \frac{GM}{2} \int\limits_0^\pi\frac{\sin\vartheta}{\sqrt{z^2+R^2-2zR\cos\vartheta}} \text{ d}\vartheta \end{align} mit der dimensionslosen Abkürzung \(A:=\displaystyle\frac{z^2+R^2}{2zR}\) wird das Potential zu \begin{align} \Phi_\text{Kugel}(z) &= \frac{GM}{2\sqrt{2zR}} \int\limits_0^\pi\frac{\sin\vartheta}{A-\cos\vartheta} \text{ d}\vartheta\\ &=\frac{GM}{\sqrt{2zR}}\left(\sqrt{A+1} -\sqrt{A-1} \right)\\ %&=GM\frac{4R}{\sqrt{2zR}}=GM\sqrt{\frac{8R}{z}}. &=\frac{GM}{\sqrt{2zR}}\,\frac{2R}{\sqrt{2zR}} =\frac{GM}{2zR}\cdot2R=\frac{GM}{z}. \end{align} Das Potential der homogenen Kugel mit beliebigem Radius ist außerhalb der Kugel also genau so groß, als wenn ihre Masse in ihrem Mittel­punkt konzentriert wäre, denn das Potential einer Punkt­masse \(M\) im Ursprung bei \((0,0,0)\), ist am Ort \((0,0,z)\) auf der \(z\)-Achse, also im Abstand \(r=z\) von der Masse, gleich \[ \varphi_0(r)=\frac{GM}{r}. \] (Gravitationskonstante \( G = 6.67259 \cdot 10^{-11}\text{ N · m}^2/\text{kg}^2). \)

Das Potential von konzentrischen Kugeln verschiedener Massedichten:

In einer Kugel des Volumens \(V_1\) und der Dichte \(\mu_1\) befinde sich konzentrisch eine Kugel mit dem kleineren Volumen \(V_2\) und der höheren Dichte \(\mu_2\). Ihr gemeinsames Potential läßt sich linear zusammen­setzen als \begin{align} \Phi(z) &= \frac{G}{z}\left( V_1\mu_1-V_2\mu_1+V_2\mu_2\right)\\ &= \frac{GM}{z}. \end{align} Solches liegt bei der Erdkugel vor. Ein schwerer Erdkern ist umgeben von einem Erd­mantel und einer Erdkruste, beide mit geringerer Dichte als der Kern. Das Potential im Außenraum dieser radial inhomogenen Kugel bleibt also gleich dem einer homogenen Kugel der gleichen Gesamt­masse.

Masse auf Kreisrand:

Ist die Masse auf dem Rand eines Kreises in der \(x,z\)-Ebene, der also senkrecht zur \(x\)-Achse liegt, mit gleich­mäßiger Linien­dichte \(M/(2\pi R)\) verteilt, dann ist der Abstand vom Punkt \(M=(0,0,0)\) zu einem Punkt \(P=(x,0,0)\) einheitlich mit \(y^2_k=R^2-x_k^2\) gleich \begin{align} r(x_k) &= \sqrt{(x-x_k)^2 + y_k^2} \\ &=\sqrt{x^2-2xx_k + R^2}. \end{align}
Erdpotential2.jpg

Im Spezialfall \(x_k=\pm R\) ist die Gesamtmasse \(M\) an einem oder dem gegenüber­liegenden Punkt konzentriert. Sie haben zu \(P\) den Abstand \(r=x\mp R.\)

Der Abstand \(r\) zum Punkt \(P\) ist auf dem ganzen Kreis gleich. Die Punkte auf einem vollen Kreisbogen erzeugen wegen der einheit­lichen Linien­dichte der Masse zusammen das Potential \begin{align} &\varphi_\text{Bogen}(x,x_k)\\ &= \frac{GM}{\sqrt{x^2-2xx_k + R^2}}. \end{align} Dieses Potential ist etwas kleiner als dasjenige, was entstünde, wenn die Masse \(M\) im Kreis­mittel­punkt, also bei \(x=x_k\) konzentriert läge, nämlich \begin{align} &\varphi_\text{Kreismitte}(x,x_k)\\ &= \frac{GM}{\sqrt{x^2-2xx_k + x_k^2}}. \end{align}

Masse auf Kreisfläche:

Die von einem Kreisrand umfaßte Fläche läßt sich zusammensetzen aus den darin konzentrisch liegenden Kreisbögen. Deren Potentiale addieren sich.

Das Potential einer ganzen Kreisfläche, auf die sich die Masse \(M\) mit der einheit­lichen Flächen­dichte \[ \frac{M}{\pi y_k^2}= \frac{M}{\pi \left(R^2-x_k^2 \right)} \] verteilt, ergibt sich aus den Beiträgen dieser Kreise zu \begin{align} &\varphi_\text{Fläche}(x_k) = \int\limits^R_{-R} \varphi_\text{Bogen}(r,x_k) \text{ d}x_k\\ &= -2\pi GM \left[\frac{\sqrt{R^2+x^2-2x x_k}}{x}\right]_{-R}^R \\ &= \frac{-2\pi GM}{x}\left(|R-x| - |R+x| \right)\\ &= \frac{4\pi R GM}{x} \text{bei }x>R. \end{align}

Masse auf Kugelvolumen homogen verteilt:

Die gemeinsame Wirkung aller solcher Kreis­flächen müßte bei einer Dichte \(\displaystyle\frac{M}{(4/3)\pi R^3}\) das Potential einer im Mittel­punkt der Erde konzentrierten Masse ergeben.

\begin{align} \varphi_\text{Kugel} &= \int\limits_{-R}^{R} \varphi_\text{Fläche}(x_k) \text{ d}x_k\\ &=\int\limits_{-R}^R \frac{4RGM}{x}\,\frac{\text{d}x_k}{R^2-x_k^2}\\ &=\frac{2GM}{x} \tanh^{-1}\left(\frac{x}{R}\right). \end{align}

© Günter Green

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 21-Feb-2023
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